COSIMA FILMTHEATER

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Wir zeigen heute,
Dienstag, den 22.04.2025:


15:30 Cosima:
Arrow Oslo Stories: Liebe (DF)

18:15 Cosima:
Arrow Ich will alles. Hildegard Knef

20:30 Cosima:
Arrow Like A Complete Unknown (OmU)

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Pfeil Eva Lichtspiele
Pfeil Bundesplatz Kino
Berlin-Film-Katalog präsentiert nochmals

Lots Weib (1965)

... nur am Montag 19. Mai um 17:30 Uhr im Cosima-Filmtheater !



...mit einer Einführung von Filmhistoriker Jan Gympel !

DDR 1965 – 106 Minuten – Schwarzweiß
R: Egon Günther
B: Egon Günther, Helga Schütz
K: Otto Merz
M: Karl-Ernst Sasse
D: Marita Böhme, Günther Simon, Gerry Wolff, Rolf Römer, Klaus Piontek, Wolfgang Greese, Elsa Grube-Deister, Henrik Groß, Steffen Rüsicke

Fotos Quelle: DIF, © DEFA-Stiftung, Manfred Durniok

Katrin Lot will die Scheidung. Unbedingt. Doch daß ihr eine Ehe ohne Liebe sinnlos erscheint, betrachtet weder ihr Mann als triftigen Scheidungsgrund noch irgendein Anwalt oder Gericht. Ihr Gatte, ein an der Ostsee stationierter Marineoffizier, der nur an den Wochenenden vorbeischaut (und wie Katrin SED-Mitglied ist), möchte der Scheidung vor allem deshalb nicht zustimmen, weil er sich im gewohnten Trott seines Lebens (samt außerehelicher Abwechslung) bequem eingerichtet hat. Außerdem fürchtet er, sein Ansehen könnte durch eine Trennung leiden. Die junge, gutsituierte Ost-Berlinerin – Turnlehrerin (was natürlich auch metaphorisch gemeint ist) und zweifache Mutter mit schicker Neubauwohnung – läßt sich aber von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Schließlich schafft sie Tatsachen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Egon Günthers („Der Dritte“, „Lotte in Weimar“) erste Solo-Regiearbeit, zu der er mit seiner damaligen Lebensgefährtin Helga Schütz auch das Drehbuch verfaßt hatte, wurde Mitte 1965 mit umfangreicher, strategisch geplanter Öffentlichkeitsarbeit in die DDR-Kinos gebracht und sollte zur Diskussion über die Ehe im SED-Staat anhalten. Mit seiner gesellschaftskritischen Haltung, aber auch der Freude an formalen Experimenten ist das Drama ein typischer Vertreter der Anfang bis Mitte der sechziger Jahre produzierten DEFA-Gegenwartsfilme.
So werden in „Lots Weib“ nicht nur die privaten Sitten hinterfragt: Einen Höhepunkt bildet eine Lehrerkonferenz, auf der über Katrin Lot noch einmal zu Gericht gesessen wird. Dabei tut sich der junge Parteisekretär zwar besonders hervor, stößt allerdings mit seiner ehrlichen, kritischen Haltung auf das Mißfallen und den Widerstand der anderen Mitglieder der Runde, die die Angelegenheit nur schnell in der üblichen Weise abhandeln wollen.
Nicht nur dieser Szene wegen wäre wenige Monate nach der Premiere vermutlich auch „Lots Weib“ statt groß beworben zu werden eher im Giftschrank gelandet, wie schon „Das Kleid“, bei dem Günther als Co-Regisseur fungiert hatte, und sein nächster Film „Wenn du groß bist, lieber Adam“. Das im überbreiten Scopeformat (DDR-Jargon: „Totalvision“) photographierte Werk fällt auch durch seine ambitionierte, ungewöhnliche Bildgestaltung auf, mit der zugleich ein Gegenpol geschaffen wurde zu jener Dialoglastigkeit, die diesem Stoff inne wohnte.

  • https://www.defa-stiftung.de/filme/filme-suchen/lots-weib/